Sonntag, 12. August 2001
Nach dem Frühstück sind wir im Kongsfjorden
und landen in Ny Ålesund, der nördlichsten Siedlung der Welt.
Normalerweise gibt es hier nun eine geführte Ortsbesichtigung, das
ist sehr interessant, aber wir kennen es schon aus den vergangenen Jahren,
außerdem haben wir ein anderes Ziel:
Herbert, Gabi und ich wollen heute die
deutsche Koldewey-Forschungsstation des Alfred Wegener Instituts (www.awi-bremerhaven.de
) besuchen. Für einen Bekannten von uns, Dr.
Alexander Stahr, er ist Geograf , wollen wir Informationen über die
Station und Bilder besorgen, die er für Veröffentlichungen
(www.Lesestein.de ) verwenden
möchte. Natürlich sind wir selbst auch sehr an den Forschungsaktivitäten
hier in der Arktis interessiert. Wir wurden von ihm bei dem Institut angemeldet
und werden von dem Stationsingenieur Kay Krüger im "Blauen Haus"
empfangen. Es gibt eine Besichtigung des Observatoriums in dem wir interessante
Instrumente zur Erforschung des Zustands der Atmosphäre sehen. Gemessen
wird unter anderem die Mikrowellenstrahlung aus der Atmosphäre, sowie
die Reflektionen von Laserlicht in unterschiedlichen Höhen um auf
die aktuelle Zusammensetzung schließen zu können. Ein
anderes Forschungsthema ist die Untersuchung der "Wälder" aus Pflanzen
im Meer unter dem Wasserspiegel. Hier gibt es interessante Dinge für
Biologen zu beobachten.
Landung in Ny Ålesund
Das nördlichste Postamt der Welt
Das "Blaue Haus" der Koldewey-Station
Das Observatorium
Stationsingenieur Kay Krüger erklärt uns das Mikrowellenempfangssystem
Ny Ålesund
Nach nur zwei Stunden müssen wir schon wieder auf dem Schiff sein. In Ny Ålesund hätten wir es bestimmt noch etwas länger ausgehalten. Dann gibt es einen Alarm! Zum Glück nur zur Übung. Wir müssen uns so schnell wie möglich an den Rettungsbooten einfinden und Schwimmwesten anziehen. Uns gelingt dies in der Rekordzeit von nur sieben Minuten.
Während des Mittagessens verlassen wir den Kongsfjord wieder und fahren entlang der Westküste Spitzbergens weiter nach Norden.
Infomeeting an Bord der Polar Star: "...und das hier ist eine Schwimmweste!"
Wir haben unsere erste Landung außerhalb der Siedlungen. Es gibt übrigens auf Spitzbergen nur drei derzeit bewohnte Siedlungen: Longyearbyen (Norwegisch, ca. 1200 Einwohner, Kohlebergbau, Sitz des Sysselmanns (Gouverneur)), Ny Ålesund (Norwegisch, ca. 100 Einwohner im Sommer, Forschungsstationen) und Barentsburg (Russisch, ca. 1000 Einwohner, Kohlebergbau). Die Siedlungen haben keine Straßenverbindungen untereinander. Außerhalb der Siedlungen gibt es hauptsächlich arktische Natur, ein paar Trapperhütten, ein paar Forscher und sonst eigentlich nicht viel. Doch: Vögel, Fische, Robben, Walrosse, Polarfüchse, Eisbären und Touristen.
Aber nun zurück zu unserer Landung: Wir landen mit den Zodiacs (Schlauchbooten) in der Hamburgerbukta (79°31,678'N, 10°40,985'E) die im 16. Jahrhundert von deutschen Walfängern benutzt wurde. Hier standen damals Tranöfen in denen das Walfett gekocht wurde. Auf den Resten eines solchen Tranofens wurde vor ca. 100 Jahren eine Trapperhütte gebaut, die aber inzwischen doch etwas wackelig geworden ist. Auch macht sie einen etwas zugigen Eindruck. Aus der Walfängerzeit gibt es hier auch noch Gräber, die der Permafrost an die Oberfläche gehoben hat. Diesen Effekt kann man auf Spitzbergen an vielen Stellen beobachten: Gräber und alles was man sonst versucht in den Boden einzugraben werden im Laufe von vielen Jahren vom Permafrost an die Oberfläche gehoben.
Hier liegt auch viel Treibholz, das wahrscheinlich aus Russland stammt. In vielen Jahren ist es ausgetrocknet und kann gut als Bau- oder Brennmaterial verwendet werden. Für die Vogelfans unter uns gibt es hier auch noch einen Vogelfelsen mit Alken und Dreizehenmöwen zu besichtigen.
Vor der Landung in der Hamburgerbukta
Gabi und Herbert bereit zur Landung
Mit den Zodiacs geht es an Land
Eine gemütliche Trapperhütte
Grab, vom Permafrost an die Oberfläche gehoben
Hier gibt es viel zu sehen und unser Führer Martin kann viel darüber erzählen
Die Polar Star wartet auf uns
Nach dem Abendessen auf dem Schiff fahren wir in den Magdalenefjorden und haben viel Zeit für eine Besichtigung des Waggonway-Gletschers vom Schiff aus. Die Landschaft und die Einsamkeit sind faszinierend, man kann sich gar nicht losreißen und kommt wieder viel zu spät ins Bett.
Im Magdalenefjorden
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