Dienstag, 22. August 2006
Traumhaftes Wetter!
Plötzlich entdeckt jemand einen weißen Punkt etwa einen Kilometer von uns entfernt im Geröll. Bewegt der sich?
Was ist das? Gespannt wird er mit den Ferngläsern beobachtet. Ein Eisbär! Nein zwei. Eine Mutter mit einem
Jungtier aus diesem Jahr. Sicher sehr hungrig. Futterangebot hier: Null. Doch: Wir. Zwischen uns und den
beiden Bären: Hmmm ca. 800 m Geröll und Steine. Über Funk bestellt unser Guide zwei Zodiacs und wir beginnen
einen Rückzug zum Strand. Als die Zodiacs da sind trennen uns noch etwa 200 m von den Bären die sich deutlich
für uns interessieren. Pech für die Bären, Glück für uns. Vom Wasser aus können wir sie in Ruhe beobachten und
die Bären sehen ihr erhofftes Futter (uns) über das Wasser entschwinden (Waypont 67). Sie sehen sehr
abgemagert aus, hoffentlich überleben sie den Winter. Laut GPS war unsere Wanderung genau 540 m lang,
wirklich, eine kurze Wanderung.
Unsere Bärenbegegnung hat für die andere Wandergruppe allerdings den Nachteil dass sie ihre Route gründlich
ändern müssen um nicht auch den beiden Bären über den Weg zu laufen. Für sie gibt es einen ungeplanten,
schwierigen Abstieg über ein Geröllfeld.
Das Schiff fährt wieder etwas nördlich im Duvefjorden. Wieder geht es in die Zodiacs, wir fahren in eine Bucht mit
einer Lagune an der Westseite des Fjords (Waypoint 68) zwischen Minebukta und Reinsdyrvidda.
Die Gegend sieht ungewöhnlich und interessant aus. Ungewöhnlich und interessant ist hier in Svalbard eigentlich
alles, aber hier ist es noch etwas ungewöhnlicher. Es gibt nur sehr wenig Vegetation soweit nördlich, nur an
besonders geschützten Stellen wachsen kleine Pflanzen, sogar Blumen, maximal etwa 5 cm hoch. Am auffälligsten
aber sind die Steine. Es sind Felsen, die durch Eis in Platten zersprengt sind. Wenn man es näher betrachtet
entdeckt man sogar Farben und interessante Strukturen.
Nach dem Abendessen gibt es Eis!
Dann erreichen wir den nördlichsten Punkt dieser Reise mit 80° 35,9' N (Waypoint 70) südlich der
Inselgruppe Sjuøyane ("Die sieben Inseln").
GPS-Waypoints (WGS 84)
Schon vor Mitternacht hatten wir Sonnenschein, man konnte sich kaum dazu entschließen ins Bett zu gehen.
Heute Morgen haben wir blauen Himmel mit ein paar weißen Wolken. Großartig! Unser Expeditionsleiter Morten bietet
uns zwei Wanderungen zur Auswahl an: Eine lange, etwa 8 bis 10 km, und eine kürzere. Ich entschließe mich
für die kürzere, das ist nicht so anstrengend und bietet auch mehr Zeit das Eine oder Andere näher zu betrachten.
Wir fahren mit den Zodiacs zum geplanten Landeplatz (Waypoint 66) im Duvefjorden bei Vikhøgda. Wir teilen
uns in zwei Gruppen auf und laufen los. Die Gegend ist überwältigend, das Wetter super. Hier im nördlichen Teil
Svalbards (Nordaustlandet) gibt es nur noch sehr wenig Vegetation. Wir freuen uns an allem was wir entdecken
und untersuchen jedes Detail.
Bäriges Ende einer kurzen Wanderung
Wenn man ganz genau hinsieht findet man sogar Blumen!
Nein, nicht zum Essen sondern zum Anschauen (Waypoint 70). Unerwartet treibt ein großes Eisfeld
südwärts und wir fahren durch. Es ist keine geschlossene Eisfläche sondern es besteht aus einzelnen
Eisplatten. Mit einer Runde Wodka wird das Eis gefeiert. Unser Expeditionsleiter erklärt dass mit diesem Eis
wieder normalere Zeiten in Nordspitzbergen beginnen. Dass wir hier ohne Probleme durch Eis herumfahren können
ist für uns ein Glück, aber nicht normal. Für die Eisbären ist das fehlende Eis kein Glück,
für sie bedeutet es Futtermangel.
Ein riesiges Eisfeld kommt von Norden. Oben: Die Inselgruppe Sjuøyane
Wasserspiegelung: Senkrecht nach unten ins Wasser fotografiert
Sjuøyane - Der nördlichste Punkt dieser Reise (80° 35.9' Nord) ist erreicht!
Waypoint 66: 80° 7.073' N 23° 6.356' E
Waypoint 67: 80° 7.013' N 23° 8.003' E (Entfernung 66/67: 540 m = sehr kurze Wanderung)
Waypoint 68: 80° 20.514' N 23° 5.878' E
Waypoint 69: 80° 35.338' N 22° 1.209' E
Waypoint 70: 80° 35.963' N 22° 10.229' E (Nördlichster Punkt dieser Reise)
Fortsetzung...
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