Reisetagebuch Grönland Januar 2006

Dienstag, 17. Januar 2006

Heute wollen wir Hundeschlitten fahren, das ist ein absolutes Muß!

Da die Temperatur immer noch bei etwa minus 25° liegt bedeutet das zunächst warm anziehen. Wir haben nur eine kurze Tour gebucht, aber auch das bedeutet drei Stunden im Freien ohne die Möglichkeit sich aufwärmen zu können. Am Besten wärmt das "Zwiebel-Prinzip", also viele Schichten über einander. In diesem Fall sieht das so aus:

Drei Baumwollunterhemden, zwei Sweatshirts, ein Pulover, ein Fleece und darüber den Parka. Außerdem noch drei lange Unterhosen, eine Hose vom Trainingsanzug und darüber die Skihose. Ein paar Socken, Kniestrümpfe aus Wolle und die Stiefel. Dazu Handschuhe aus Robbenfell und eine Mütze mit Hasenfell. Ich wundere mich dass ich mich immer noch bewegen kann. Auch Laura ist gut verpackt.

Wir starten mit zwei Schlitten, einen für Laura, einen für mich, einmal zwölf Hunde, einmal vierzehn und natürlich zwei Fahrer. Sie sind beide Grönländer. Sie sind übrigens auch gut eingepackt, sie haben Hosen aus Eisbärenfell, das macht einen richtig warmen Eindruck.

Die Fahrt ist abenteuerlich! Es beginnt mit einer Fahrt über eine recht ebene Strecke auf der man so richtig die arktische Natur bestaunen kann und dann führt der "Weg" teilweise steil auf und ab, knapp zwischen Felsen durch oder auch einfach darüber. Die Hunde sind wahre Kraftpakete und schaffen die steilsten Hänge, dann geht es wieder steil bergab, ich hoffe nur dass die Hunde schneller rennen als der Schlitten den Hang runter saust. Bei ganz besonders steilen Abfahrten spannt er die Hunde hinter den Schlitten um sie nicht zu überfahren. Ich bin begeistert wie geschickt und doch kraftvoll die beiden mit den Schlitten und den Hunden umgehen. Die "Steuerung" erfolgt hauptsächlich mit "Ili, Ili, Ili!!!" (rechts) und "Iu, Iu, Iu" (links). Die Hunde verstehen aber noch einige weitere Kommandos für schneller langsamer oder stehen bleiben. Interessant ist auch dass die Schlitten nicht wie in Svalbard eine Bremse und einen Anker haben. Das scheint hier nicht nötig zu sein. Wenn wir Pausen machen sagen sie den Hunden einfach dass sie liegen bleiben sollen und die tun das dann auch. Die beiden Gespanne stehen nur wenige Meter auseinander und die Hunde fallen nicht in einem wilden Gerangel übereinander her wie ich es eigentlich vermutet hätte.

Nach etwas über einer Stunde erreichen wir eine Hütte am Eisfjord "Kangia". Wieder bleiben die Hunde ganz friedlich draußen liegen und wir können in der Hütte uns mit Tee und Keksen aufwärmen. Der Ausblick auf den Fjord und die Eisberge ist wieder faszinierend. Teilweise ist der Fjord zugefroren und wir können Jäger auf dem Eis bei der Robbenjagd beobachten. Wir erfahren dass das Eis gar nicht sehr dick ist. Das ist für die Jäger zum einen praktisch da man leicht Löcher ins Eis hacken kann zum anderen ist es aber auch gar nicht ungefährlich. Es gibt fast in jedem Jahr tödliche Unfälle.

Kangia

Auf der Rückfahrt sehen wir von der tiefstehenden Sonne beleuchtete Berge, sie scheinen in rotem Licht zu glühen. Dazwischen Schnee, Eis, Felsen und zugefrorene Seen die wir gut überqueren können. Wir halten auf einem kleinen Berg mit einer spektakulären Aussicht auf den Fjord. Dann folgt noch eine spektakuläre Abfahrt von einem Felsen ca. 100 m tief auf einen zugefrorenen See. Wir sind recht problemlos unten angekommen. Mein Respekt vor den Grönländern, die so toll mit den Hundeschlitten umgehen können ist erheblich gestiegen.

Dann begrüßt uns auch wieder freudig der eine Hund den er auf dem Hinweg irgendwo in der freien Natur zurücklassen muste. Der Hund war heute etwas schwach und hat sich wohl auch noch etwas verletzt. Er war genau an der Stelle an der er zurückgelassen wurde und hat brav auf unsere Rückkehr gewartet. Da er immer noch nicht so richtig mithalten kann darf er mit auf den Schlitten.

Beeindruckt und begeistert treffen wir wieder in Ilulissat ein.

Nach dem Aufwärmen müssen wir noch eine Einkaufstour für Abendessen und Frühstück machen. Es gibt wieder frisch gebackene Brownies zum Abendessen!

Schon erstaunlich wieviel man anziehen kann wenn es kalt ist

Noch ein paar Wegepunkte der Hundeschlittenfahrt, frisch aus dem GPS-Gerät:

Erste Pause69° 12,507' N,51° 0,135' W11:22
Hütte69° 10,834' N,50° 53,605' W12:03
Zweite Pause69° 11,408' N,51° 0,290' W13:19
PP-Hostel (unsere Unterkunft)69° 13,124' N,51° 5,696'W

Fortsetzung...             (Zurück zur  Übersicht )


Klaus-Dieter Friedrich , Februar 2006    Datenschutzerklärung